Ein bißchen Geschichte: |
Zur Landwirtschaftsschule: |
Am 10.04.1893 beschloß der Verdener Kreistag einstimmig, eine landwirtschaftliche Winterschule in Verden zu errichten, deren
Betrieb am 1.11.1893 eröffnet wurde. Bezogen auf die Provinz Hannover war das ein frühe Gründung, eine- von einem Kreisausschußmitglied
angeregte- fortschrittliche und zukunftsweisende Entscheidung.
Am 16.09.1893 erschien in der Hannorverschen Volkszeitung, die gleichzeitig auch Kreisblatt für den Kreis Verden war, ein amtlicher Hinweis zur Eröffnung der landwirtschaftlichen Winterschule zu Verden. Das heißt dort: "Der Lehrplan umfaßt hauptsächlich die technisch-landwirtschaftlichen Fächer, wie Bodenkunde, Pflanzenbaulehre, Düngerlehre, Tierzuchtlehre, Betriebslehre einschließlich landwirtschaftlicher Buchführung, daneben aber auch in beschränkter Stundenzahl Fortbildung in deutscher Sprache, Rechnen, Schreiben, Planzeichnung usw." Der Aufruf, der von Landrat Dr. Seifert für das Kuratorium der landwirtschaftlichen Winterschule des Kreises Verden unterzeichnet ist, endet mit dem Hinweis:" Da bereits zahlreiche Anmeldungen von Schülern erfolgt sind, wollen Eltern und Vormünder die Anmeldung weiterer Zöglinge im eingenen Interesse möglichst beschleunigen." Die neben den wenigen bereits bestehenden Ackerbauschulen gegründeten landwirtschaftlichen Winterschulen boten vielen jungen Landwirten die Möglichkeit, eine fundierte praxisnahe Fachausbildung und eine verbesserte Allgemeinbildung zu erlangen. Die Landwirtschaftsschüler sollten damit befähigt werden, "vorwärts zu schreiten mit der Zeit". In einem informierenden und werbenden Zeitungsartikel schrieb Landwirtschaftsdirektor Dr. Köster 1926: "kein Kapital verzinst sich besser als zur Ausbildung der Kinder, "zur Düngung des Kopfes", angelegte." Im Sommerhalbjahr bereiste der Winterschuldirektor das Kreisgebiet, führte Wirtschaftsberatungen durch und hielt Vorträge - eine mit der Landwirtschaftsschule verbundene wichtige zweite Funktion. Untergebracht war die erste Landwirtschaftsschule im Gebäude der Nicolaischule, 1907 zog sie in das neue Landratsamt an der Bremer Strasse und wurde dann in das freigewordene Wohnheim der 1921 aufgelösten Präparandenanstalt an der Eitzer Strasse verlegt, wo sie über 59 Jahre blieb. Mit diesem letzten Umzug ging auch die Schulträgerschaft vom Landkrieis auf die Landwirtschaftskammer Hannover über, die bis dahin auch schon für die Schulaufsicht zuständig war. Ein entscheidener Wechsel vollzog sich 1972, als alle Landwirtschaftsschulen in Niedersachsen aus der Trägerschaft der Landwirtschaftskammer entlassen und mit dem landwirtschaftlichen Berufs- und Berufsfachschueln zusammengelegt wurden. Sie unterstanden nun wiederum der Trägerschaft des Landkreises, die Schulaufsicht wurde dem Kultusministerium übertragen und damit verstaatlicht. Mit der Fertigstellung des dritten Bauabschnittes der Berufsbildenenen Schulen in Dauelsen wurde der letzte Umzug der Landwirtschaftsschule notwendig. Im März 1980 wechselte sie aus der Eitzer Strasse zusammen mit der landwirtschaftlichen Berufsschule aus der Südstrasse Die alte Landwirtschaftsschule war eine Winterschule, die die angehenden Landwirte zwei Winterhalbjahre hintereinander besuchen mußten. In den Sommermonaten standen sie den elterlichen Betrieben für die Arbeit zur Verfügung. Es gab also pro Schuljahr zwei Jahrgangsklassen, eine Unter- und eine Oberklasse. Die Lehrkräfte hatten im Sommer nicht frei, sondern waren in dieser Zeit als Berater auf den landwirtschaftlichen Betrieben tätig. Sie kannten dadurch die Betriebe ihrer Schüler und waren darüber hinaus außerordentlich gut über die praktischen Belange der Landwirtschaft informiert. Bei den Unterrichtsfächern der damaligen Winterschule fällt auf, daß ein Schwerpunkt bei den allgemeinbildenden Fächern wie Deutsch, Lesen, Schreiben, Rechnen, Chemie und Physik lag. Die Schüler gingen in der Regel gleich nach dem Abschluß der Volksschule dorthin, also mit 14 oder 15 Jahren. Man setzte damals bewußt auf die Allgemeinbildung der jungen Landwirte, denn der Besuch einer weiterführenden Schule war eine seltene Ausnahme. Daneben lag der Hauptschwerpunkt naturgemäß bei den rein landwirtschaftlichen Fächern wie Pflanzenbau, Tierzucht, Ackerbau und Düngerlehre sowie Betriebslehre und Buchführung. Die Organisationsform der Winterschule wurde im wesentlichen bis zur Tiefgreifenden Reform 1970 beibehalten, nach der die Landwirtschaftsschule ganzjährig betrieben, in "Einjährige Fachschule Landwirtschaft" (EFL) umbenannt wurde und einen staatlichen Abschluß bot. Seit 1972 konnten sich die geprüften Absolventen also "staatlich geprüfte Landwirte" nennen. Doch auch die Unterrichtsinhalte änderten sich: den Schwerpunkt bilden heute die landwirtschaftliche Betriebslehre und die produktionstechnischen Fächer Pflanzen- und Tierproduktion sowie die Landtechnik. Traditionell besteht der Einzugsbereich der Schule aus dem Landkreis Verden und zusätzlich dem Raum Rethem nach Hodenhagen- der sogenannten "Kleinbahnbereich". Doch häufig kamen Schüler auch aus den Randgebieten der Nachbarkreise, nachdem dort zu Beginn der 70er Jahre einige Landwirtschaftsschulen geschlossen wurden. Verden erwies sich als verkehrsgünstiger Standort. Mit zunehmender Mobilität und sinkenden Schülerzahlen wurde der Anteil der "kreisfremden" Schüler immer geringer, da auch die Nachbarschulen intensiv um Schüler aus ihren Landkreisen warben. Aufgrund immer weiter sinkenden Schülerzahlen mußte mit dem Schuljahr 1992/93 diese Schulform an den Verdener Berufsschulen eingestellt werden. Die wenigen verbliebenen Schüler besuchen jetzt entsprechende Schulen in anderen Landkreisen. Zeugnis von der wechselvollen Geschichte der Verdener Landwirtschaftsschule legt ein dickes Fotoalbum ab, was in den Räumen der heutigen Landwirtschaftskammer aufbewahrt wird. Die Klassenfotos darin wurden nun digitalisiert und können hier nun eingesehen werden. Vielleicht erkennt sich ja der eine oder andere auf seinem alten Klassenfoto wieder... (Quelle: Jubiläumszeitschrift "100 Jahre Landwirtschaftsschule Verden") |
Zum Verein ehemaliger Landwirtschaftsschüler: |
Protokoll der Gründungsversammlung des Vereins ehem. Landwirtschaftsschüler Verden/Aller:
Am 27.02.1948 begann um 14.30Uhr die Gründungsversammlung des Vereins ehemaliger Landwirtschaftsschüler im Brüerschen Saal zu Verden. Zur Tagesordnung: 1.) Bauer Ernst de l'Orme - Blender begrüßte die so zahlreich erschienenen (ca. 400) ehem. Landwirtschaftsschüler und gedachte der Toten des Vereins. Von dem Gedanken ausgehend, daß es der Wunsch aller ehem. Mitglieder sei, soll der Verein heute wieder neu gegründet werden. Der alte Vorstand: Vorsitzender: Bauer Ernst de l'Orme - Blender Stellvertreter: Bauer Hermann Früchtenicht - Völkersen Geschäfts- und Kassenführer: Bauer Karl Jünemann - Stedebergen Beisitzer: Bauer H. Asendorf - Asendorf Bauer Hermann Gödecke - Luttum Bauer Heinrich Schwarze - Barnstedt Direktor Varenhorst - Verden Der alte Vorstand trat zurück, bat um Entlastung und es wurde zum Punkt 2 der Tagesordnung übergegangen. 2.) Wahl des Vorstandes und Satzungsfragen Zu dem engeren Vorstand wurden gewählt: Vorsitzender: Bauer Claus - Baden Stellvertreter: Bauer Asendorf - Rieda Geschäfts- und Kassenführer: Direktor Varenhorst - Verden Beisitzer: Bauer Fritz Grotum - Westen Bauer Herm. Früchtenicht - Völkersen Bauer Rathje - Büchten Frau Marlene Na... - Schaphusen Zu einer Vorstandsversammlung sollen die Satzungsfragen besprochen werden. 3.) Direktor Varenhorst gab einen Bericht über unsere Landwirtschaftsschule. 1893 Gründung der Schule Größter Verdienst des Bauern Heinrich Meyer - Stedorf, genannt Lorenz Meyer, der die Wichtigkeit der theoretischen Ausbildung der Bauern erkannte. Während der Tätigkeit von Herrn Direktor Dr. Köster 1902-1932 erhöhte sich die Schülerzahl von 10 auf 70. Seit der Gründung haben 2428 Schüler die Schule besucht. Wegen des augenblicklichen Bauernmangels konnten von 147 Anmeldungen nur 81 berücksichtigt werden. Eine Liste der verstorbenen und gefallenen Schüler konnte bisher noch nicht einwandfrei herausgegeben werden. Der Verein ehemaliger Landwirtscahftsschüler wurde 1899 von Bauer Asendorf - Rieda gegründet. Der Verein arbeitete erfolgreich durch Lehrverträge im Winter, Lehrausflüge im Sommer. Die Schule unterstützte der Verein durch Lehrmittel. Die letzteVersammlung fand 1938 statt. 4.) Dr. Bronig - Maiensee vom Institut für Tierzucht sprach über "die künstliche Besamung und Sterelitätsbekämpfung als Förderungsmittel der Tierzucht". 5.) Vortrag des Bauern und und Dipl-Landwirts Karl Müller - Wehdel "Zeitgemäße Betriebsführung". Nach beiden Verträgen, die grössten Beifall fanden, kam es zu einer angeregten Aussprache. Um 18Uhr wurde die Versammlung geschlossen. Am Abend fanden sich die ehem. Landwirtscahftsschüler mit ihren Angehörigen zum gemütlichen Beisammensein und Ball bei Brüer ein. |